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Bücher: Romane zum Thema Laufen, Humor


John L. Parker, Jr.:
Once a Runner (Englisch)

Von vielen Läufern sehnsüchtig erwartet, ist im April 2009 endlich eine Neuauflage des lange vergriffenen Kultromans von John L. Parker, Jr. erschienen. Nun bin ich üblicherweise sehr vorsichtig im Gebrauch des inflationär benutzten „Kult“-Begriffs; immerhin war „Once a Runner“ aber laut Statistik von BookFinder.com in den Jahren 2007 und 2008 das meistgesuchte, vergriffene Buch (unter allen Büchern, nicht nur unter Laufbüchern!). Und da bei eBay für zerfledderte Exemplare tatsächlich dreistellige Dollarbeträge gezahlt wurden, darf man wohl wirklich von Kult sprechen.

Jetzt hat das Warten ein Ende: Für einen Betrag, den man bisher allein für die Versandkosten aus den USA aufbringen musste, bekommt man nun eine nagelneue Hardcover-Ausgabe frei Haus geliefert. Also ausgepackt und reingeschmökert: Was ist dran an dem Kult um dieses Buch?

Die Hauptperson, Quentin Cassidy, ist Läufer an einer amerikanischen Universität. Der Roman beschreibt das Leben der Sportler und schließlich das Training Cassidys auf einen großen Wettkampf (mehr möchte ich potenziellen Lesern nicht vorwegnehmen). Den Schwerpunkt bilden detaillierte Schilderungen des Läuferalltags: lange Läufe, Laufen bei Dunkelheit, Intervalltraining, Wettkämpfe, Auswirkungen auf das Privatleben, ... Die Gefühle des Läufers werden detailliert beschrieben und das in Formulierungen, welche man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen kann. Beim Lesen habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie meine Gedanken zu Erinnerungen an ähnliche Situationen abschweiften. Umgekehrt - beim Training - sind mir dann Passagen aus dem Buch durch den Kopf gegangen.

Man merkt sehr schnell: John L. Parker, Jr. kann nicht nur Schreiben, sondern hat auch Ahnung von der Materie. Eine kurze Internetrecherche bestätigt diese These: Tatsächlich war er früher ein guter College-Läufer und hat im Florida Track Club zusammen mit Größen wie Frank Shorter trainiert.

Klare Sache: Wer vor Lektüre in Fremdsprache (Englisch) nicht zurückschreckt, sollte sich den tollen Roman nicht entgehen lassen. Wobei ich diese Aussage für Nicht-Läufer etwas einschränken möchte: Wer keinerlei Bezug zu diesem Sport hat, muss mit der spezifischen Gefühlswelt nicht unbedingt etwas anfangen können und die eigentliche Handlung ist nicht sonderlich spektakulär, sondern dient eher als - zugegeben geschickt aufgebautes - Grundgerüst.


Greg Lautenslager:
Following the Flame (Englisch)

Hat mir dieses Buch jetzt gefallen? Diese Frage stellte ich mir in der Tat, als ich die letzte Seite gelesen hatte. Eine endgültige Antwort habe ich bis heute nicht gefunden: Die erste Hälfte hatte ich verschlungen, danach ging meine Begeisterung spürbar zurück. Auch mein Empfinden über den Ausgang der Handlung war zwiespältig; nicht ganz mein Geschmack aber immerhin deutlich besser, als ich noch wenige Seiten vor Schluss befürchtet hatte.

Hauptperson des Romans ist ein Läufer mit dem großen Traum, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Diesen Traum verfolgt er mit Ehrgeiz und großer Hartnäckigkeit über viele Jahre hinweg.

Greg Lautenslager hat wirklich gute Einfälle und findet witzige Formulierungen. Deshalb habe ich am Ende auch nicht bereut, das Buch gelesen zu haben. Genau diese Einfälle und Formulierungen werden aber für meinen Geschmack etwas zu häufig wiederholt und nutzen sich dann merklich ab.

Der Vergleich zum Läuferroman „Once a Runner“ drängt sich natürlich auf. Dieser vermeidet Wiederholungen und ist in der Beschreibung der Gefühlswelt wesentlich packender. Dafür ist „Following the Flame“ witziger und in seiner manchmal derben Beschreibung des Studentenlebens vermutlich auch authentischer. Insgesamt gefällt mir persönlich „Once a Runner“ deutlich besser.

Mein Fazit: Kein schlechter Roman, der aber erheblich besser wäre, hätte man ihn auf höchstens den halben Umfang eingedampft.


Bob Schwartz:
I Run, Therefore I Am — Nuts! (Englisch)

Bereits der Titel signalisiert das Programm: Ernst geht es hier nicht zu. Mit viel Selbstironie beleuchtet Bob Schwartz die kleinen und großen Verrücktheiten der Läuferszene. Dabei bedient er sich verschiedenster Formen: Prosa, Gedichte und Karikaturen wechseln sich in bunter Folge ab.

Mein Favorit ist eine Karikatur aus der Nacht vor dem Marathon: Der Wecker zeigt 02:00 Uhr, die Augen sind weit geöffnet, die Laufschuhe stehen vor dem Bett und das Trikot mit Startnummer liegt bereit - kommt das vielleicht jemandem bekannt vor? Auch das Lesen der Texte ist ein Riesenspaß, immer wieder musste ich laut losprusten. Beim Lesen in Gesellschaft wie z.B. in Bahn, Flugzeug oder Wartezimmer kann man deshalb mit verwunderten Blicken aus der Umgebung rechnen.

Die Gedichtskapitel fallen für meinen Geschmack etwas ab, möglicherweise reichen meine Englischkenntnisse nicht aus, um deren Reiz zu ergründen. Außerdem pflege ich das Vorurteil, dass nur ganz wenige Autoren in der Lage sind, sich dem Formdiktat des Gedichts zu unterwerfen, ohne den Inhalt darunter leiden zu lassen. Dies kann den Unterhaltungswert dieses Büchleins aber kaum schmälern, es ist auf jeden Fall eine lockere und äußerst unterhaltsame Lektüre.


John L. Parker, Jr.:
Again to Carthage (Englisch)

Nachdem ich „Once a Runner“ hier bereits in den höchsten Tönen gelobt habe, war sicher nicht schwer zu erraten, dass ich irgendwann einmal bei dessen Fortsetzung „Again to Carthage“ landen würde.

Held des Romans ist auch diesmal wieder der Läufer Quenton Cassidy, welcher seine Karriere als Bahnläufer inzwischen an den Nagel gehängt hat.

Das Buch zerfällt in zwei ziemlich unterschiedliche Teile. Der Erste behandelt die Zeit nach Cassidys aktiver Bahnkarriere, wobei das Thema Laufen nur selten und kurz gestreift wird. Es geht um das Leben nach der Sportlerkarriere, Altern und Tod (obwohl der Protagonist selbst noch nicht wirklich „alt“ ist). Diese Hälfte des Buches habe ich mit deutlich weniger Begeisterung verschlungen, als den Rest des Romans bzw. den ganzen „Once a Runner“. Dies hat sicher an meiner Erwartungshaltung gelegen: „Wann geht es denn endlich wieder ums Laufen?“ habe ich mich immer wieder einmal gefragt. Darüber hinaus ist Parker zwar unter den Läufern ein begnadeter Schreiber; zu allgemeineren Themen dann aber sicherlich nicht mehr der alles überragende Autor ohne wirkliche Konkurrenz.

Der zweite Teil - soviel muss ich hier jetzt einfach verraten – widmet sich dann ganz ausführlich dem Wiedereinstieg Cassidys in den Leistungssport, diesmal aber auf der Marathonstrecke. Dieser Teil entspricht in Inhalt, Stil und Qualität wieder „Once a Runner“, wobei durch die unterschiedlichen Wettkampfdistanzen ganz neue Aspekte thematisiert werden. Auch durch diesen Teil zieht sich wie ein roter Faden weiterhin das Thema „Altern“, jetzt sind der Autor und sein Held aber wieder auf vertrautem Terrain und laufen zu alter Form auf.

Die Beschreibungen von Marathontraining und -Wettkampf haben mich für den zähen Beginn dann reichlich entschädigt. Passenderweise habe ich mir den Roman als (ungekürztes) Hörbuch während diverser Trainingsläufe angehört, was an der einen oder anderen Stelle durchaus zu einem Motivations- oder auch Temposchub geführt hat. Wer „Once a Runner“ gelesen hat (welches ich für den besseren der beiden Romane halte) und daran Gefallen gefunden hat, sollte sich auch diesen Teil nicht entgehen lassen.