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Marathon, Episode IIIBerlin-Marathon 2005
Auf die Plätze... Eine Horde „Gallier“ betritt den Startblock und sorgt für Stimmung. Asterix, Obelix (sogar mit Hinkelstein) und seine Mannen sind wirklich toll verkleidet. Troubadix stellt sich vor unseren Block, zückt die Leier und säuselt in die Menge „Soll ich Euch ein Liedlein singen?“
Fertig... Ein letzter Check: Die Startnummer sitzt, der Chip für die Zeitmessung ist am Schuh befestigt, beide Schnürsenkel sind mit doppelten Knoten versehen... Mist – die Sonnencreme habe ich vergessen! Na egal, den Sonnenbrand werde ich erst hinterher spüren. Ich drehe mich um und sehe endlose Massen von Läufern. Die eindrucksvolle Atmosphäre wird durch 5 Hubschrauber (vermutlich vom Fernsehen) verstärkt, welche knatternd über dem Startbereich schweben. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
Los! Nach ein paar hundert Metern teilt sich das Feld und umströmt die Siegessäule. Dieses eindrucksvolle Bild hatte ich bereits mehrfach im Fernsehen bewundert, jetzt bin ich endlich selbst mit dabei – Wahnsinn! Obwohl wir bereits in einem der vorderen Startblöcke gestartet waren, geht es nicht im gewünschten Tempo vorwärts, besonders, als die Straßen etwas enger werden. Immer wieder suchen wir Lücken, um uns etwas nach vorne zu schieben. Auch in den Zuschauerreihen sind kaum Lücken zu finden. Die Stimmung ist riesig. Bei Kilometer 8 wartet zum ersten Mal mein „Fanklub“ mit einer Trinkflasche. Meine Eltern haben eine Einladung zu Bekannten bekommen und unterstützen mich nun zusammen mit Ulrike und Armin nach Kräften. Die Übergabe klappt wunderbar und die lautstarke Anfeuerung gibt mir einen zusätzlichen Schub. Durch die individuelle Verpflegung kann ich einen weiten Bogen um die folgenden Verpflegungsstellen machen. An denen herrscht ein chaotisches Getümmel. Manche Läufer bleiben unvermittelt stehen oder scheren plötzlich zur Seite aus. Der Boden ist glitschig von Wasser und Iso-Getränken. All das wird vom Krachen der splitternden Plastikbecher unter unseren Schuhen begleitet. Kilometer 10: Wir haben bereits 50 Sekunden Rückstand auf die Sollzeit. Frank will jetzt das Tempo verschärfen. Ich winke ab, mein Puls ist bereits jetzt viel höher, als ich geplant hatte. Ein höheres Tempo würde mir sicher den Rest geben. Ich wünsche Frank viel Erfolg und sehe zu, wie er davonzieht.
Step by Step Nun kann ich die Stimmung am Streckenrand so richtig genießen. Ich klatsche Kinderhände ab, spende den Bands Beifall, winke zu Fenstern hinauf. An der Halbmarathonmarke ist mein Rückstand bereits auf ca. 20 Sekunden geschrumpft. Das klappt ja wunderbar. Es gibt praktisch keine Passagen ohne Zuschauerspalier, einige Zuschauer sind sogar verkleidet. Immer wieder sorgen Trommler, Bands und Cheerleader für Stimmung. Aus einem Fenster beschallt Klassik-Musik in beeindruckender Lautstärke den halben Straßenzug. Nach dem Rathaus Schöneberg, so bei Kilometer 23, halte ich Ausschau nach dem Stand des Forumteams. Diese Passage habe ich vor einigen Tagen bereits mehrfach mit „Google Earth“ durchflogen. Da vorne ist das Forumsplakat und daneben erkenne ich auch Sabines roten Haarschopf. Sie hat mein Winken erkannt und reicht mir meine Flasche. Leider habe ich keine Zeit für ein paar Worte, die tickende Uhr jagt mich weiter über die Strecke.
Der Himmel über Berlin
Ick bin ein – Pfannkuchen
It's just a jump to the left...
Versiebt in Berlin Auch ich kann mir die 3:15 wohl abschminken. Zwar bin ich gerade noch so auf Kurs, aber ich verliere auf jedem Kilometer ein paar Sekunden und kann das Tempo nicht mehr halten. Mein Zeitpolster ist nahezu aufgebraucht. Ich bin inzwischen völlig auf die „Blue Line“ fixiert, welche die Ideallinie durch die Straßen Berlins markiert.
Boulevard of Broken Dreams
Tor, Tor, Tor...! Dann laufe ich endlich durch das Brandenburger Tor. Wie oft habe ich in den letzten Wochen von diesem Augenblick geträumt. Aber wo ist das Ziel? Oh nein– das sind doch nie und nimmer nur noch die angekündigten 200 Meter! Auch dieser letzte Torbogen über dem Ziel kommt nur quälend langsam näher. Direkt vor mir nimmt ein Ordner einen taumelnden Läufer von der Strecke. Ich laufe endgültig am Anschlag. Wenige Meter vor dem Ziel sehe ich auf die Uhr: 3:14:33. Mensch, ich brauche doch keine halbe Minute mehr! Wahnsinn – ich schaffe es doch noch! Einen letzten Moment die Zähne zusammenbeißen, Druck machen - Jaaaaaaa! Ich bin im Ziel, atemlos stütze ich mich auf die Knie. Ein Sanitäter kommt auf mich zu und fragt, ob alles OK ist. Obwohl ich ihm das bestätige, bleibt er an meiner Seite. Eine halbe Minute und viele, tiefe Atemzüge später richte ich mich wieder auf. Als er in mein strahlendes Gesicht sieht, lächelt er und kümmert sich um die anderen Läufer. 3:14:47: Geschafft! Links: |