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Durch Lichtenwald und lichten WaldLichtenwalder Halbmarathon 2006Es ist soweit: Der erste Wettkampf in diesem Jahr steht auf dem Programm. Ein „Tune-up Race“ fordert mein Trainingsplan für den Düsseldorf-Marathon in vier Wochen. Wobei ich diese schöne Veranstaltung in Lichtenwald nicht wegen des Trainingsplans ausgewählt, sondern meinen Trainingsplan um diesen Fixpunkt in meinem Kalender herum konzipiert habe.
Eine schnelle Nummer Aus diesem Grund mustere ich mit abschätzendem Blick die Teilnehmer vor mir, um auf den ersten Metern nicht mit übermäßigen Behinderungen rechnen zu müssen. Große Vorsicht ist in dieser Hinsicht bei Grüppchen mit identischem Outfit geboten, dies ist ein untrügliches Anzeichen von Lauftreffs mit üblicherweise ausgeprägtem Hang zur Rudelbildung. Insbesondere bei inhomogener Besetzung hinsichtlich Alter, Geschlecht und BMI dominiert hier meist das gesellschaftliche Ereignis über den Leistungsgedanken. Wogegen wirklich nichts zu sagen wäre - würde von diesen Gruppen nicht üblicherweise die volle Breite der Straße genutzt und der von hinten heranstürmende Bestzeitjäger als Störenfried angesehen, welchen man nur widerwillig und nach ausgiebiger Behinderung durch die traute Gemeinschaft diffundieren lässt. Eine Reihe ganz schlauer Teilnehmer hat sich vor der Startlinie aufgestellt und drängt kurz vor dem Startschuss zurück. Schon stehe ich deutlich weiter hinten, als eigentlich geplant. Na, egal, dann laufe ich wenigstens nicht zu schnell los... ...dachte ich mir so. Zwar läuft nach dem Startschuss erst einmal für ein paar Sekunden gar nichts, dann schießt das Feld aber los wie von der Tarantel gestochen. Das Tempo ist gleich irrsinnig hoch und auf dem etwas engen Weg herrscht wildes Gedränge. In diesem Jahr ist Lichtenwald ein Wertungslauf zur WLV-Volkslauf-Mannschaftsmeisterschaft und deshalb ist das Feld deutlich dichter (und schneller) als in der Vergangenheit. Zunächst versuche ich, mich aus den nach dem Start üblichen Scharmützeln herauszuhalten. Bald geht es aber bergab und ich laufe sehr schnell auf einige Läufer auf. Schon in der Vergangenheit hatte ich festgestellt, dass ich bergab häufig am Überholen bin, bergauf dann allerdings mindestens ebenso schnell wieder eingeholt werde. Nun bremsen mich ein paar langsamere Läufer deutlich aus und ich muss immer wieder riskante Überholmanöver über den unbefestigten Wegesrand vollführen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Sogar Martin vom ForumTeam, einen eindeutig stärkeren Läufer, kann ich überlaufen. Kaum wird es aber etwas ebener, zieht er auch schon wieder an mir vorbei. Dieses Spielchen wiederholen wir nun mehrfach, da es zu Beginn der Strecke immer wieder Abschnitte mit Gefälle gibt. Ab Kilometer 5 kann ich mich sogar etwas von ihm absetzen, denn hier geht es ein längeres Stück bergab. Nun wird es selbst für meinen Geschmack etwas zu steil: In halsbrecherischem Galopp jagen wir einen geschotterten Weg hinab. Meine Augen sind wie gebannt auf den Weg fixiert. Jetzt nur nicht stolpern und stürzen!
Auf dem Tiefpunkt Zunächst geht es ganz sanft und fast unmerklich bergauf. Im letzten Jahr dachte ich bereits: „Ist doch gar nicht so schlimm“. Dann aber werden die Steigungen nach und nach immer knackiger. Eine erste Gruppe „Bergziegen“ fliegt von hinten heran. Ist Martin schon dabei? Nein, noch nicht. Aber es kann eigentlich nicht mehr lange dauern, ich spüre förmlich seinen Atem im Nacken. Noch habe ich hin und wieder einen Blick für die schöne Strecke durch den Schurwald übrig. Wie eine Perlenkette verteilt sich das inzwischen lang gezogene Läuferfeld über die Waldwege.
Wie Flasche leer Zwischen Kilometer 10 und 11 wird es wirklich scheußlich steil. Ich muss deutlich das Tempo herausnehmen und da zieht Martin endgültig an mir vorbei. Mit kraftvollem Stakkato trommelt er seine Schritte in den Berg und raubt mir jegliche Illusion, mich möglicherweise mitziehen zu lassen. Ich kann jetzt nur noch mit mir selbst kämpfen. Das Gesichtsfeld ist auf einen kleinen Fleck vor mir zusammengeschrumpft. Verzweifelt pumpe ich Luft in meine Lungen. Nach 13 Kilometern bietet eine flache Passage am Rande einer Straße willkommene Erholung. Dafür traue ich meinen Augen kaum: Ein Stück vor mir lässt der Ordner doch tatsächlich ein Fahrzeug auf den Waldweg fahren, den auch wir Läufer nehmen müssen! „Der darf das“ höre ich noch, kann es aber einfach nicht begreifen. Zum Glück habe ich etwas Abstand, bedaure aber die armen Typen, welche nun die nächsten ein bis zwei Kilometer in Staub und Abgasen direkt hinter dem Fahrzeug laufen müssen.
Scharfe Kurven Dem hübschen Ortskern von Lichtenwald kann ich leider nur noch einen sehr geringen Teil meiner Aufmerksamkeit widmen. Das sonst so malerische Kopfsteinpflaster malträtiert meine ramponierte Beinmuskulatur. Das Ziel ist nahe und ich möchte noch ein wenig Gas geben. Ich versuche mich sogar an einer Art Endspurt, nicht gerade eine meiner Stärken. Diesmal kann ich auf den letzten Metern tatsächlich noch einen Läufer überspurten. Na das ist doch 'was, sonst läuft das immer umgekehrt! Kaum im Ziel, erwartet mich allerdings ein kleiner Wermutstropfen: Mit 1:33:49 habe ich meine Zeit vom letzten Jahr trotzdem um glatte 6 Sekunden verfehlt... Das Duschen wird eine sehr kurze Angelegenheit. Schon in der Umkleide höre ich verdächtiges Gejohle und beim Betreten des Duschraums werden mir die Alternativen „kalt oder eiskalt?“ offeriert. Immerhin stelle ich fest, dass ich mich auch nach dem Halbmarathon noch erstaunlich schnell bewegen kann.
Die heiße Schlacht am Kuchenbuffet Die Ergebnislisten hängen auch bereits aus, das geht wirklich alles unheimlich schnell. Beim Studium der Resultate bekommt mein Stolz über die frisch gewonnenen Endspurtfähigkeiten allerdings einen empfindlichen Dämpfer, da sich herausstellt, dass der heldenhaft überspurtete Mitstreiter offensichtlich fast 20 Lenze mehr auf dem Buckel hat.
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