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In den April geschicktBerliner Halbmarathon 2007
Strohfeuer der Eitelkeiten Heute habe ich es nicht eilig, in den Startblock zu kommen. Unter all den Cracks muss ich mich nun wirklich nicht allzu weit vorn einsortieren. In schrillen Neonfarben dominieren hier die superleichten Wettkampfschuhe, zwischen denen meine "Lightweighttrainer" wie ein Paar Wanderstiefel in einem Meer von Ballettschuhen aussehen. Kaum habe ich mich im Startblock aufgestellt, treffe ich Volker alias "üri". Nun finde ich es ohnehin immer schön, wenn ich ein bekanntes Gesicht entdecken kann, über das Treffen mit Volker freue ich mich aber ganz besonders. Schließlich hat er mich damals vor meinem ersten Marathon mit den entscheidenden Tipps versorgt und ist nicht gerade unschuldig daran, dass mein Debüt dann ein voller Erfolg wurde. Er peilt den Bereich 1:29:00 an und ich beschließe, mich erst einmal an ihn dran zu hängen. Dann wollen wir 'mal sehen, was der erste April uns heute so bringen wird. Nach dem Start zischt das Feld einschließlich Volker ab wie die Feuerwehr und ich stiefle mutig hinterher. Nach dem Auftakt "Unter den Linden" geht es direkt durch das Brandenburger Tor. Während dieses Highlight beim vollen Marathon im Herbst erst kurz vor dem Ziel passiert wird, kann ich es heute noch mit klarem Kopf genießen. Hier vorne kommt das Feld bei der Passage nur minimal ins Stocken, weiter hinten wird das aber wahrscheinlich ganz schön eng werden.
Aprilscherze Ab dem dritten Kilometer pendeln sich die Zwischenzeiten dann knapp unter 4:10 ein. Wenn ich das durchhalten würde, wäre das eine neue, persönliche Bestzeit. Auf meinem Uhrenarmband ist Platz für zwei Marschtabellen; ich habe mich heute für 1:30 und meine bisherige Bestzeit (1:28:28) entschieden. Leider fühlen sich die Waden bereits jetzt sehr hart an und ich habe große Zweifel, ob das gut gehen wird. Volker ist längst weiter vorne im Feld verschwunden.
Keine Gnade für die Wade Die Zeitmessung bei Kilometer 10 passiere ich nach 41:29. So eine Zeit würde sich in der spärlichen Reihe meiner 10km-Wettkampfergebnisse auch nicht schlecht machen. Die Waden fühlen sich inzwischen wieder lockerer an und überhaupt läuft es immer besser.
I believe I can fly Die Beine laufen wie von selbst. Es ist, als würde ich dahin gleiten, beinahe wie Fliegen - ein untrügliches Zeichen von Gefälle oder Rückenwind. Egal, jedenfalls fühlt es sich großartig an. Nach 14 Kilometern beginnt für mich gewöhnlich die harte Zeit, heute läuft es immer noch super. Aber nur einen Kilometer weiter holt mich bereits ein Hauch von Steigung auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich habe offensichtlich doch keine nennenswerten Reserven mehr. Nun spüre ich auch häufiger den kräftigen Wind von vorn. Das bremst, macht aber dafür die immer kräftiger werdende Sonne einigermaßen erträglich. Am Potsdamer Platz höre ich meinen Namen. Da steht Ana, die auf meinen Kollegen Peter wartet, und winkt mir zu. Auch hier ist die Stimmung fantastisch. Wie viel Lärm die Zuschauer machen, wird mir kurze Zeit später bewusst, als wir in eine Seitenstraße einbiegen, an der für ein paar hundert Meter kein Publikum steht. Plötzlich umgibt uns eine fast unheimliche Stille, nur das "tapp, tapp, tapp" der Laufschuhe ist zu hören.
Al dente Endlos zieht sich der letzte Kilometer dahin, bis ich schließlich das Ziel sehe. Dank eines leichten Gefälles gelingt mir noch ein kurzer Schlussspurt, dann ist es geschafft! 1:27:19 - Ich bin überglücklich!
So ein Tag |